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B. Erforschungsgeschichte

Die Erforschung des Tauernfensters und seiner Umrahmung sowie des südlich gelegenen Altkristallins begann im wesentlichen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In den fast 140 Jahren seither entstand bei einer Vielzahl von Untersuchungen eine Fülle an Literatur. Die Ansichten änderten sich dabei mit steigendem Kenntnisstand mehrmals.

Der folgende "Abriß" einer Erforschungsgeschichte bleibt notgedrungen unvollständig. Grundlegende Arbeiten und Veröffentlichungen, die die Matreier Zone oder unmittelbar das eigene Arbeitsgebiet berühren, wurden stärker berücksichtigt. Weiteren Aufschluß gibt das Literaturverzeichnis.

Im Jahre 1774 gibt der Kartograph ANICH die erste richtige und ausführliche Darstellung der Durreck-Gruppe. Frühere Karten zeigten statt der Durreck-Gruppe erst einen ausgedehnten Wald; bei späteren Karten wurde der Raum zwischen Ahrn und Rainbach wenigstens mit Bergen ohne Namen ausgefüllt (SCHWARZWEBER 1910).

Die erste geologische Karte des Gebietes, die "Geognostische Karte von Tirol", scheidet 1849 für das Arbeitsgebiet eine nördliche "Gruppe des Glimmerschiefers" ("Glimmerschiefer, Hornblende-, Chlorit-, Talk- und Kalkschiefer") und eine südliche "Gruppe des Thonglimmerschiefers" ("Thonglimmerschiefer, massige und schieferige Kalksteine, abnorme Gebilde des Diorits und Serpentines") sowie einen darin enthaltenen Serpentinbereich aus (s. Abb. 8).

1851 vergleicht STUDER in seiner "Geologie der Schweiz" die Kalkphyllite am Brenner mit denjenigen Bündens und des Wallis. Er beschreibt das allseitige Eintauchen des Zentralgneises unter die Schieferhülle und verweist auf die passive Natur des Zentralgneises.

Die erste grundlegende Erforschung des Tauernfensters beginnt 1853 mit den Arbeiten des Chefgeologen LIPOLD und seiner Hilfsgeologen STUR und PETERS für die kaiserlich-königlich Geologische Reichsanstalt in Wien. Ziel dieser Untersuchungen sind genaue Kartenaufnahmen. STUR, der die Begehung des Tauernhauptkammes übernimmt, prägt 1854 den Begriff "Schieferhülle" (NIEDZWIEDZKI 1872), beschreibt sie als "regellose Abfolge" von Glimmerschiefern, Dolomiten, Kalkglimmerschiefer, Chloritschiefer, Talkschiefer und Serpentin - den er als wesentlichen "Bestandtheil der Schieferhülle des Centralgneisses" betrachtet - und verweist auf Übergänge der Gesteine untereinander


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und in den Zentralgneis. Er konstatiert "unterschiedliches Aushalten" der Schieferhülle in ihrer "Ost-West Längenerstreckung" und das Einfallen ihrer Schichten "in allen Richtungen vom Gneiss weg".

Geognostischen Karte Tirol

Abb. 8: Geologie der Durreck-Gruppe nach der Geognostischen Karte Tirol

(GEOGNOSTISCH MONTANISTISCHER VEREIN 1849).
(Online: Kartenausschnitt der geognostischen Karte)

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Den Zentralgneis hält STUR nicht für den "höchst gehobenen Teil des alten krystallinischen Gebirges" sondern macht ihn als "Zentralgranit" für die Metamorphose der Schieferhülle "am Ende der Triasformation" verantwortlich. Nach dem Eozän folgte "(...) eine mechanisch zerstörende Kraft von ungeheuerer Wirkung (...) die es vermochte, die bisher wenig gestörte Ordnung der Dinge, (...) durcheinander zu werfen, das Jüngste unter das Aelteste zu lagern (...)." (STUR 1854).

1856 veröffentlicht STUR eine Reihe von Profilen, die vom Zentralgneis bis ins Ostalpine Kristallin reichen. Er erarbeitet die im wesentlichen heute noch gültige Großgliederung des Gebietes, verweist auf Unterschiede zwischen nördlicher und südlicher "Centralgneiss - Überlagerung" und diskutiert Alters- und Lagerungsverhältnisse.

1871 erfolgt von NIEDZWIEDZKI die Kartierung von "Theilen der Zillerthaler Alpen und der Tauern" deren Ergebnis er 1872 veröffentlicht. Sein Arbeitsgebiet umfaßt dabei auch das Ahrntal und die Durreck-Gruppe, "mit Ausnahme der äussersten Partie des Gr. Mostnock." (s. a. Abb. 11, S. 27). "Von früheren geologischen Arbeiten erscheint für das Gebiet des Ahrenthales blos die geognostische Karte Tirols (...)", deren Angaben NIEDZWIEDZKI teilweise korrigiert.

NW-SE Profil bei Steinhaus

Abb. 9: NW-SE Profil durch das Ahrntal bei Steinhaus (aus NIEDZWIEDZKI 1872).

Das Gebiet des Ahrn- und Virgentales teilt er in drei Zonen ein: "die des Centralgneisses, der 'Schieferhülle' und des Glimmerschiefers, wie sie als allgemeines stratigraphisches Resultat der früheren geologischen Aufnahmen im Gesammtgebiete der Tauern erkannt wurden." Eine Diskordanz zwischen Schieferhülle und Glimmerschiefer lehnt er ab und fordert eine "continuierliche Folge der Ablagerung der betreffenden Gesteinsformationen".


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Die Schieferhülle besteht nach NIEDZWIEDZKI überwiegend aus "Thonglimmerschiefer", "Talkschiefer", "Chloritschiefer", "Quarzitschiefer", "Kalkstein" und "Serpentin". "Neben der Serpentinmasse im Ahrenthale, (...) erscheint auch ein ganz ungewöhnliches Gestein (...). Es ist ein Talkgestein (...) von der Art des sogenannten Specksteins (...)." (NIEDZWIEDZKI 1872).

1872 teilt STACHE die Schieferhülle in 2 Gruppen mit "außeralpinem Randgebirgscharakter" und 3 Gruppen mit "inneralpinem petrographischem Faciescharakter" ein. Den Zentralgneis hält er für ältestes Grundgebirge.

Wahrscheinlich 1877 wird das Durreck von ARNOLD aus München zusammen mit AUSSERHOFER aus Rain erstmals bestiegen.

LÖWLs Arbeiten, die ab 1881 erscheinen, sind für die weitere Erforschung der Matreier Zone von großer Bedeutung. In einem Profil erfaßt er 1881 u.a. einen Bereich zwischen Raintal und "Ahren-Thale bei Steinhaus" (s. a. Abb. 11, S. 27). In einer schematischen Darstellung gibt er von Süden nach Norden dafür eine Abfolge von Glimmerschiefer, Phyllit, Kalk, Phyllit, Serizitschiefer, Phyllit, Chloritschiefer, Phyllit, Serizitschiefer, Phyllit und Chloritschiefer an.

SE-NW Profil vom Rain- zum Ahrntal

Abb. 10: SE-NW Profil vom Rain- zum Ahrntal nach LÖWL (1881) (umgezeichnet).

Für das "Klausenthal" beschreibt er die Zusammensetzung der "Phyllitischen Schichtenreihe" ("Phyllit", "Chloritschiefer mit Serpentinlagern", "Sericitschiefer" - der dem Talkschiefer NIEDZWIEDZKIs entsprechen soll, eingeschaltet "körniger Kalk"). Zur Tektonik schreibt er: Der Tauernkamm zwischen "Rein- und dem Ahrenthale erweist sich daher als eine am Rande der grossen Zillerthaler Gneissmasse gestaute und gegen Norden überstürzte Falte." (LÖWL 1881).


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Ab 1882 veröffentlicht TELLER mit den Blättern Hippach und Wildgerlosspitze, Großglockner, Hofgastein, Bruneck, Lienz und Mölltal zusammenhängende geologische Karten im Maßstab 1:75000.

Unter Bezugnahme auf die Profile von STUR, PETERS u.a. schreibt er 1882, "Dass die steil aufgerichteten, zum Theil überkippten Schichtfolgen dieses Gebietes nicht einem einfachen, die gesammte Tauerngneissmasse überspannenden Faltenwurf angehören, sondern Elemente eines complicirteren Systemes überschobener Falten darstellen (...). Die Störungserscheinungen am Südrande der Tauernkette erlöschen, (...), schon in den nördlichen Seitenthälern des Ahrenthales vor Steinhaus. Hier fallen die Gesteine der Kalkphyllitgruppe [Schieferhülle; Anm. d. Verf.] in steiler Schichtstellung von dem Gneisskern in Süd ab. Die nach Nord gerichtete Überschiebung an der südlichen Grenze dieser (...) Schichtgruppe setzt dagegen weit nach Ost fort. Sie ist im Gebirgsstück zwischen Ahren- und Reinthal, auf dem Klammljoch, im Trojer-Thal und in dem Grenzkamm zwischen Virgen und Defereggen bis in's Iselthal hinüber nachzuweisen." (TELLER 1882).

1883 folgt PICHLER mit der Beschreibung der Passivität des Zentralgneises den Ansichten STUDERs und beschreibt die Schieferhüllenmetamorphose als unabhängig von der Zentralgneisintrusion.

In der geologischen Übersichtskarte der Alpen (1:1000000) von NOE wird 1890 südlich des Zentralgneises für das untersuchte Gebiet eine Zweiteilung in "Glimmerschiefer, Kalkglimmerschiefer, Chloritschiefer, Talkschiefer, Hornblendegesteine" und in die "Gruppe der Phyllite (Thonschiefer, Thonglimmerschiefer, Quarzphyllit, Kalkphyllit)" vorgenommen.

1897 schreibt LÖWL von einem "Kals-Matreier Schieferzug", vollzieht eine Abtrennung der Glanzschiefer von den "alten krystallinen Schiefern der Tauern" und stuft sie als jüngere Decke triadischen oder jüngeren Alters ein.

1903 grenzt er erstmals eine Zone von "Matreier Schichten" klar ab: "Den alten Kalkglimmerschiefern scheint der Matreier Schieferzug gleichförmig aufgelagert zu sein (...). Sicher nachgewiesen aber ist ein Bruch, und zwar ein seigerer Bruch am Südrand des Matreier Zuges, an der Grenze gegen den alten Glimmerschiefer." Er gliedert die Matreier Schichten, die er für "vermutlich obertriadisch" hält, in einen oberen und unteren Schieferkomplex (aus SCHMIDT 1950).

Ebenfalls 1903 veröffentlicht WEINSCHENK die Resultate seiner petrographischen Untersuchungen in den Hohen Tauern, bei denen er sich vornehmlich mit Gesteinen der Schieferhülle beschäftigte.


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DIENER verweist 1903 auf die von LÖWL, TELLER und BECKE aufgezeigte nordwärts überkippte Antiklinale, die sich im Zuge des Mostock [gemeint ist der Mostnock] aufwölbt und deren Glimmerschiefer mit steilem S-Fallen auf den Kalkphylliten liegen. Nach DIENER findet "Die Überschiebung der Kalkphyllite des Ahrentales durch den Glimmerschieferzug am Mostock (...) ihr Gegenstück in der gleichfalls nordwärts gerichteten Überschiebung der Matreier Schichten (Trias?) des Iseltales durch die Glimmerschiefer des Rothkogels." In diesem Zusammenhang spricht er von einer "Matreier Überschiebung". Im Gegensatz zu LÖWL hält DIENER mesozoisches Alter gewisser Teile der Schieferhülle aufgrund fehlender beweiskräftiger Fossilfunde für zweifelhaft.

1903 überträgt TERMIER die Schubdeckentheorie auf die Ostalpen und erklärt die Tauern erstmalig zum Fenster. Mit ihm beginnen die großen modernen Synthesen der Vorstellungen über die Ostalpen.

Vom Zentralgneis bis zum Ostalpinen Kristallin gliedert er in 5 Einheiten und orientiert sich damit an den Arbeiten von LÖWL und STUR. Die Schieferhülle sieht er als komplex-tektonische Serie mit Triaszügen. Die Kalkphyllite der "Oberen" Schieferhülle vergleicht er mit den "Schistes Lustrés" der Westalpen und postuliert damit deren mesozoisches Alter.

Von STEINMANN wird 1905 der Begriff der "ostalpinen Decke" eingeführt (STAUB 1922).

Von 1906-1910 studieren UHLIG, BECKE, STARK, KOBER, TRAUTH, SCHMIDT und SEEMANN die Zentralgneiszone.

HERITSCH schließt sich 1912 im wesentlichen TERMIERs Ausführungen an. Schriften STURs und NIEDZWIEDZKIs entnimmt er Hinweise auf eine Fortsetzung der Matreier Zone bis zum Ahrntal. Die Matreier Zone beschreibt er als Wurzelregion der Tauerndecken.

SANDER prägt 1912 den Begriff der "Tauernkristallisation".

1920 hält CORNELIUS die Bezeichnung "lepontinisch" - von SUESS für die Gesamtheit der tektonischen Elemente zwischen helvetischen und ostalpinen Decken eingeführt - für überholt, da sich ein Teil dieser lepontinischen Elemente als ostalpin erwiesen hat. Den Namen der penninischen Zone will er als "Begriff einer tektonischen Einheit allererster Ordnung im Aufbau des Alpenkörpers" verstanden wissen.

1921 erscheint, als Ergebnis seiner früheren Arbeiten, die Geologische Karte Blatt Bressanone (Brixen) im Maßstab 1:100000 von SANDER.


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SCHMIDT faßt 1921 die Matreier Zone im Süden der hohen Tauern als Mittelschenkel der Semmeringdecke auf und hält den Hochstegenmarmor im Norden für ihr Äquivalent. Der Katschbergzone weist er die gleiche Position zu.

KOBERs Arbeiten begannen 1912. In allen Arbeiten trennt er die Matreier Zone als "Unterostalpin" von der Schieferhülle ab. 1923 erscheint sein "Bau und Entstehung der Alpen". Der "Unterostalpine Lungauridenring" um das Tauernfenster wird geschlossen dargestellt, die großtektonische Stellung der Matreier Zone genau umrissen. Die Überschiebung durch das Ostalpin hält er für vorgosauisch.

1924 hält STAUB in seinem "Bau der Alpen" "(...) die Matreier Zone nicht für die Wurzel der Radstätterdecken und des Triblaun (...)" und lehnt KOBERs Einstufung ins Unterostalpin ab. Stattdessen faßt er die Matreier Zone als Verschürfungszone der überschiebenden ostalpinen Massen mit dem überschobenen obersten Pennin auf.

SANDERs Erläuterungen zur geologischen Karte von Brixen erscheinen 1925 in italienisch, 1929 in deutsch.

Ab 1928 beschreibt ANGEL die Petrographie und Geologie in der Schobergruppe und rechnet die Matreier Zone - allerdings als eigenständige Einheit - zum Pennin.

Die geologische Karte 1:100000 Blatt Monguelfo von BIANCHI, DAL PIAZ und MERLA, in der das Arbeitsgebiet erfaßt wird, erscheint 1930. Ebenso wie SANDERs Blatt Brixen ist sie im gleichen Maßstab auch heute kaum verbesserbar.

HOTTINGER folgt 1931 der Vorstellung seines Lehrers STAUB. Er stellt die Matreier Zone ebenfalls als Verschürfungszone des obersten Pennin dar und ergänzt dessen Ausführungen.

1934 geht BLESER in seiner Dissertation u.a. auf den "enorm komplizierten Schuppenbau" der Matreier Zone seines Arbeitsgebietes ein.

DAL PIAZ und BIANCHI beschreiben im selben Jahr ausführlich Geologie und Petrographie des östlichen Südtirol.

Ein Profil von DAL PIAZ geht über die Cima del Gatto, ein anderes über die Cima Chiusetta (s. Abb. 11, S. 27). Das Arbeitsgebiet selbst wird in der "Carta geo-tettonica dell' Alto Adige Orientale e regioni limitrofe" (1:200000) und teilweise auch in einem geologischen Panorama der Durreck-Gruppe erfaßt. Der Matreier Zone mißt er weder in tektonischer noch in stratigraphischer Hinsicht besondere Bedeutung zu.


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BIANCHI beschreibt u.a. die Gesteine oberhalb des Klausen- und Großklausentals und faßt sie in der "Serie di Cima Dura" zusammen.

CORNELIUS und CLARs frühere Arbeiten, die auch die Matreier Zone berühren, schlagen sich 1935 in ihren Erläuterungen zur geologischen Karte des Großglocknergebietes nieder.

KLEBELSBERGs "Geologie von Tirol" erscheint ebenfalls 1935. Die Matreier Zone sieht er als "(...) tektonisch besonders stark beanspruchte (laminierte, verschuppte) Randzone, in der durch Reduktion größerer Schichtmächtigkeiten eine gesteigerte Mannigfaltigkeit der Gesteinszusammensetzung auf engem Raume zustande gekommen ist (...)". Des weiteren beschreibt er in seinem Buch ausführlich quartärgeologische Phänomene.

BIANCHI und DAL PIAZ gliedern 1939 das Altkristallin in drei durch Störungen getrennte Einheiten (HAMMERSCHMIDT 1981).

1940 betrachtet CORNELIUS das Tauernfenster als "Ausgangs- und Angelpunkt der Deckentheorie der Ostalpen"; 1941 stellt er das alpidische Alter der Zentralgneise der Hohen Tauern als wahrscheinlich fest (CORNELIUS 1941b).

In 3 Publikationen veröffentlicht SCHMIDT von 1950-1952 eine umfassende Darstellung der Matreier Zone. Nach den Lagerungsverhältnissen und Vergleichen mit ähnlichen Gebieten gliedert er die Matreier Zone stratigraphisch in Einheiten vorkarbonen bis jungkretazischen Alters. Als vorherrschendes Element der Großtektonik nennt er den Schuppenbau. SCHMIDT zeigt, daß die Matreier Zone bei einer Gesamtbetrachtung überall in Österreich als selbständige tektonische Einheit abscheidbar und ihre Auffassung als bloße Verschürfungszone des obersten Pennins nicht haltbar ist. Er gliedert sie in eine mit Pennin stark verschuppte Mischungszone und die eigentliche Matreier Zone, in der er eine nördliche von einer südlichen Teildecke abtrennt.

FRASL gliedert aufgrund einer Reihe von Vorarbeiten und jahrelanger eigener Untersuchungen 1958 die Schieferhülle der mittleren Hohen Tauern in 5 stratigraphische Serien:

    - in ein zweistufiges "Altkristallin",
    - in die Habachserie (hauptsächlich Altpaläozoikum?),
    - in die Wustkogelserie (z.T. Perm? Skyth),
    - in eine triadische Karbonatgesteinsserie,
    - in eine Bündnerschieferserie mit Ophiolithen (oberste Trias, Jura, Kreide?).

Als "stratigraphische Serie" versteht er ehemalige Sediment- und eventuell Eruptivgesteine, die unter sich engere genetische und daher auch altersmäßige Bindungen besitzen als zur nächsten Serie.


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1959 teilt TOLLMANN als ein Hauptergebnis seiner Arbeit die bisherige "Oberostalpine Einheit" der Ostalpen in Mittel- und Oberostalpin. Das Zentralalpine Mesozoikum hält er für den Schlüssel zum Verständnis des Deckenbaus der Ostalpen, welchen er in der Hauptsache als austrisch - vorgosauisch ansieht. Die Matreier Zone stellt er ins Unterostalpin, über dem im Süden des Tauernfensters das mittelostalpine Kristallin folgt.

SCHMIDEGG stimmt 1961 bezüglich der Alterseinteilung der Matreier Schichten mit FRASL überein und verweist auf entsprechende eigene Arbeiten von 1947/48. Die Matreier Zone hält er für einen tektonischen Mischungshorizont von penninischen Elementen mit der unterostalpinen Serie.

1962 nimmt EXNER an, daß die Matreier Zone als dünnes Band im unteren Mölltal durchstreicht und "(...) die Vorkommen in der Sonnblick-Sadniggruppe mit jenen an der SE-Ecke des Tauernfensters verbindet."

TOLLMANN stellt die Matreier Zone 1963 in seiner "Ostalpensynthese" zum Unterostalpin und sieht sie als dessen Wurzelzone im Abschnitt des Tauernfensters.

Bei einer tektonischen Analyse eines Bereichs der westlichen Matreier Zone am Südrand der Venedigergruppe zeigt BARNICK1965, "(...) daß zwischen Penninischer Schieferhülle, Matreier Schuppenzone und Nordsaum des Ober-Ostalpinen Altkristallins keine Diskordanz besteht (...)". Für den untersuchten Bereich folgert er, ähnlich wie SCHMIDT 1952, daß die Matreier Zone eine tektonische "Mittlerrolle" zwischen peripherer Schieferhülle und N-Saum des Oberostalpinen Altkristallins einnimmt.

1965 erfaßt SENARCLENS-GRANCY (1965a) in Übersichtsprofilen randlich den Südhang des Durrecks; ein anderes geht u.a. durch das Röttal über Prettau bis zum Hlg. Geist Joch (s. Abb. 11, S. 27).

Von HANNSS erscheint 1967 "Die morphologischen Grundzüge des Ahrntales", worin er sich auch mit dem Arbeitsgebiet beschäftigt.

1969 stellt NOLLAU ähnlich wie 1973SCOLARi &ZIRPOLI fest, daß es zwischen ostalpinem Altkristallin und Oberer Schieferhülle keine tektonische Diskordanz gibt und eine Grenzziehung bei der Kartierung ohne Wechsel in der Gesteinsfazies nicht möglich wäre.


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In dem 10 Jahre nach STAUBs Tod 1971 herausgegebenen Buch "Neue Wege zum Verständnis des Ostalpen-Baues" betrachtet dieser die Matreier Zone als Mittelostalpin.

Ebenfalls 1971 geben BAGGIo,DALLAPORTA &ZIRPOLI eine petrographische Gliederung der "Cima Dura Serie".

Die geochemischen und isotopengeologischen Arbeiten beginnen in der Hauptsache Anfangs der 70'er Jahre.

BORSI, MORO, SASSI & ZIRPOLI beschreiben 1973, aufgrund radiometrischer Daten, die Entwicklungsgeschichte des Altkristallins. Arbeiten PURTSCHELLER & SASSIs 1975, SATIRs 1975 (s. S. 8) und anderer folgen.

1975 legt HAMMERSCHMIDT seine Diplomarbeit "Zur Petrographie und Tektonik der Matreier Zone zwischen Pürschtal und Hasental, Ahrntal, Südtirol" vor, in der das östlich an diese Arbeit angrenzende Gebiet behandelt wird (s. Abb. 11, S. 27).

SASSI et. al., BORSI et al. und andere unterstreichen die Bedeutung der zum Teil bereits von DAL PIAZ (1934) erkannten tektonischen Linien (DAV und KV) und bauen 1978, basierend auf einer großen Zahl an radiometrischen Daten, das "Block-Modell" des Altkristallins weiter aus. In ihm wird neben Süd-, Mittel- und Nordblock die Cima Dura Serie als eigenständiger "Phyllonitic belt" betrachtet.

1979 ermitteln BORSI et al. mit der Rb/Sr-Methode für den Rieserferner mitteloligozänes Alter. Das Entstehen der Schmelze durch Anatexis verschiedener Krustengesteine halten sie für möglich und schlagen einen Zusammenhang der Oligozänschmelzen mit der Tauernmetamorphose vor.

Ab 1979 werden das Tauernfenster, seine Umrahmung und das Altkristallin im Rahmen von Diplom- und Doktorarbeiten des Instituts für Geologie und Mineralogie der Universität Erlangen-Nürnberg bearbeitet.

Ein Entwicklungsmodell für die 3 Blöcke des Altkristallins liefert dabei STÖCKHERT 1979. 1982 teilt er den Nordblock in drei Zonen unterschiedlichen Metamorphosegrades (s. S. 7). Die Cima-Dura-Serie sieht er als selbständige stratigraphische, nicht aber als selbständige tektonische Einheit an.

1980 ergibt die Analyse der alpinen Metamorphose und des Magmatismus durch SASSI, BELLIENI et al., daß während des oberen Eozäns eine Subduktion entlang einer neuen Subduktionsebene unterhalb des Tauernfensters stattgefunden hat. Die alpidische Metamorphose wird in ein Ereignis in der Oberkreide (100 m.a.) und eines an der Wende Oligozän/Miozän (20 m.a.) gegliedert.


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LAMMERER et al. legen 1981 eine stratigraphische Gliederung der Bündner-Schiefer-Decken des südwestlichen Tauernfensters vor und untersuchen deren Genese.

Ebenfalls 1981 erkennt HAMMERSCHMIDT den orthogenen Charakter des Augengneises von Sand in Taufers und datiert seine Intrusion auf 445 ± 24 m.a..

1983 erscheint als Synthese einiger Diplomarbeiten des Geologischen Lehrstuhls der Universität Erlangen-Nürnberg die "Geologische Karte des Altkristallins südlich des Tauernfensters zwischen Pfunderer Tal und Tauferer Tal (Südtirol)" von HOFMANN, KLEINSCHRODT, LIPPERT, MAGER & STÖCKHERT.

GODIZART schreibt im Rahmen seiner Diplomarbeit, "Petrographisch - gefügekundliche Untersuchungen in der Matreier Zone und angrenzendem Pennin und Altkristallin im Bereich des Klausberges (Ahrntal, Südtirol)", 1984 über das westliche Nachbargebiet der vorliegenden Arbeit (s. Abb. 11).

Im selben Jahr erscheint von SCHWAN, ROSSNER, BEHRMANN, HEINRICH, MICHALLIK & THÜNKER, unter Verwendung der Ergebnisse einiger Diplomarbeiten des Geologischen Lehrstuhls der Universität Erlangen-Nürnberg, eine Veröffentlichung über das Nordwestende des Tauernfensters.

FRISCH stellt 1984 fest, daß der Nordrahmen des Tauernfensters das Äquivalent der Matreier Zone im Süden sei und schlägt die Anwendung der Bezeichnung "Matreier Zone" für die gesamte Zone vor.

1986 ergänzen die Ergebnisse der Untersuchungen von ROTHE im Gebiet zwischen Raintal und Gr. Mostnock das geologische Bild der Durreck-Gruppe (s. Abb. 11).

Entgegen allen früheren Arbeiten deutet KLEINSCHRODT 1987 die DAV, die im Altkristallin den Nord- vom Südblock trennt, als sinistrale Blattverschiebung.

1988 legt SCHULZ eine umfassende Arbeit über "Deformation, Metamorphose und Petrographie im ostalpinen Altkristallin südlich des Tauernfensters" im Bereich der südlichen Deferegger Alpen vor.

Mit den "Petrographisch-gefügekundlichen Untersuchungen in der Matreier Zone und angrenzendem Pennin und Altkristallin N' Sand in Taufers (Ahrntal, Südtirol)" von DÜNNEBIER wird eine weitere Arbeit in der Durreck-Gruppe abgeschlossen (s. Abb. 11).


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Kartierungen und Profile in der Durreck-Gruppe

Abb. 11: Kartierungen und Profile in der Durreck-Gruppe und ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.
[Grüne Flächenmarkierung nur in der Online-Version]

NIEDZWIEDZKI (1872) - (rotes Profil)
LÖWL (1881) - (pinkes Profil)
SANDER (1921) - (rote Gebietsgrenzen)
BIANCHI, DAL PIAZ & MERLA (1930)
- (rote Gebietsgrenzen)

DAL PIAZ (1934) - (orange Profile)
SENARCLENS-GRANCY (1965a) - (östlich der dkl-grünen Gebietsbegrenzung)
HANNSS (1967) - (braune Gebietsgrenzen)
HAMMERSCHMIDT (1975)
- (blaue Gebietsgrenzen)

HOFMANN, KLEINSCHRODT, LIPPERT, MAGER & STÖCKERT (1983) - (blaue Gebietsgrenzen)

GODIZART (1984) - (blaue Gebietsgrenzen)

ROTHE (1986) - (blaue Gebietsgrenzen)

DÜNNEBIER (1988) - (genau Umgrenzung unbekannt)
ROST (1989) - (blaue Gebietsgrenzen und grüne Flächenmarkierung)


[Farbbezeichnungen nur in der Online-Version]


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